influencer_definieren_mode (1)
Influencer & Modetrends

Stil neu gedacht: Wie Influencer Mode heute definieren

Poldi Haas 

In einer Zeit, in der soziale Medien einen wesentlichen Einfluss auf das Konsumverhalten ausüben, hat sich auch der Zugang zur Mode grundlegend gewandelt. Es sind längst nicht mehr nur Designer, Modemagazine oder Laufstege, die bestimmen, was als stilvoll angesehen wird. Heutzutage spielen Influencer – digitale Persönlichkeiten mit einer enormen Reichweite auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube – eine wesentliche Rolle bei der Definition von Mode und Stil. Ihre Posts, Stories und Videos erreichen täglich Millionen von Menschen weltweit und beeinflussen, welche Trends sich durchsetzen, welche Marken populär werden und wie Kleidung interpretiert wird.

Die Influencer haben vor allem deshalb Einfluss, weil sie dem Publikum so nah sind. Sie zeigen sich im Gegensatz zu herkömmlichen Modeikonen oft authentisch, nahbar und im Alltagsleben verankert. Sie demonstrieren, wie Luxusmode mit Streetwear kombiniert werden kann, wie Vintage-Teile modern gestylt werden können und wie erschwingliche Modeartikel in hochwertige Looks verwandelt werden können. Sie schaffen nicht nur Trends, sondern lösen sich auch zunehmend von traditionellen Vorstellungen von Schönheit, Körpernormen und Geschlechterrollen – und schaffen so neue Räume für Diversität in der Modewelt.

Die durch Influencer vorangetriebene Demokratisierung der Mode bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Einerseits bieten sich neue Perspektiven und kreative Freiräume, andererseits wird Mode mehr denn je zu einem wirtschaftlichen Werkzeug: Kooperationen mit Marken, Affiliate-Links und gesponserte Inhalte sind für viele Influencer heute alltäglich. Die Grenzen zwischen Inspiration und kommerzieller Strategie verschwimmen zunehmend, was Fragen nach Glaubwürdigkeit, Verantwortung und langfristiger Relevanz aufwirft.

In diesem Artikel wird untersucht, wie Influencer die Modebranche verändern, welche Mechanismen ihrem Einfluss zugrunde liegen und weshalb sie heute als zentrale Figuren im Bereich des Stils angesehen werden. Es wird anhand spezifischer Entwicklungen, Plattformen und Personen demonstriert, wie grundlegend sich das Modeverständnis gewandelt hat – und welche neuen Dynamiken daraus hervorgehen.

Die Karriere von Mode-Influencern: Vom Zeitvertreib zum weltweiten Einfluss

Vor einigen Jahren kannte kaum jemand den Begriff „Influencer“ – heute gehört er zum alltäglichen Sprachgebrauch in Marketing, Medien und Gesellschaft. Insbesondere im Modebereich haben Influencer sich zu maßgeblichen Personen entwickelt, die nicht nur Trends verbreiten, sondern auch neue Stilmaßstäbe setzen. Was ursprünglich als Hobby begann – das Teilen von Outfits auf Blogs oder Instagram – hat sich zu einer professionellen, globalen Branche entwickelt.

Mit nur einem einzigen Post erreichen Mode-Influencer Millionen von Menschen. Ihr Einfluss ist nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ von Bedeutung: Sie richten sich gezielt an Zielgruppen, die durch traditionelle Werbung oft nicht mehr erreicht werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Modemagazinen oder TV-Werbespots erscheinen ihre Empfehlungen authentischer, persönlicher und glaubwürdiger. Marken und Labels haben längst erkannt, dass besonders jüngere Generationen sich stark von ihren Stilvorbildern in den sozialen Medien beeinflussen lassen.

Ein weiterer Grund für den Aufstieg von Mode-Influencern ist ihre Begabung zur Selbstinszenierung. Sie schaffen visuelle Universen, die Trends nicht nur präsentieren, sondern auch emotional erfahrbar machen – und das mit einem geschulten Auge für Ästhetik, Bildkomposition und Storytelling. Dabei setzen sie ihre Looks mithilfe technischer Optionen wie Filter, Reels, TikToks oder aufwendig gestalteter YouTube-Videos in Szene. Dadurch wird die Plattform zur digitalen Bühne für Selbstinszenierungen.

Beachtenswert ist zudem, dass zahlreiche Influencer mittlerweile eigene Marken kreieren. Sie gründen eigene Modelabels, veröffentlichen Capsule Collections oder fungieren als Creative Directors für internationale Firmen. Diese Entwicklung verdeutlicht: Influencer sind nicht mehr nur passive Empfänger von Mode – sie tragen aktiv zu ihrer Gestaltung bei. Damit wachsen auch ihre Verantwortung als Unternehmerin und ihr Einfluss auf gesellschaftliche Debatten über Stil, Körperbilder und Konsumverhalten.

Der Aufstieg der Mode-Influencer ist daher mehr als nur ein digitaler Trend. Er kennzeichnet einen grundlegenden Wandel in der Beziehung zwischen Konsumenten, Medien und Modeindustrie. Stil wird heute nicht mehr nur durch Design definiert. Auch Reichweite, Imagepflege und Community-Bindung spielen eine Rolle.

Instagram als Laufsteg: Wie Plattformen neue Modedynamiken schaffen

In den vergangenen Jahren wurde Instagram zur bedeutendsten Plattform für Mode und Stil. Die visuelle Gestaltung des Netzwerks, die Mischung aus Bildern, Kurzvideos und Stories sowie der algorithmische Aufbau haben dazu beigetragen, dass Fashion-Content besonders gut läuft. Influencer verwenden Instagram nicht nur zur Präsentation ihrer Outfits, sondern auch zum Erzählen komplexer Stilgeschichten und zum Aufbau persönlicher Marken.

Der Fokus liegt auf dem „Outfit of the Day“ (OOTD), einem inzwischen standardisierten Format, das Mode im Alltag präsent und zugänglich macht. Das, was früher der Laufsteg für auserwählte Gäste war, ist heute der Instagram-Feed für alle. Die Ästhetik kann sehr unterschiedlich sein: Von minimalistisch über edgy bis opulent – alles ist gestattet, solange es Aufmerksamkeit erregt und zur eigenen Markenidentität passt.

Auch Hashtags wie #fashioninspo, #streetstyle oder #sustainablefashion fungieren als kuratierte Räume, in denen bestimmte Stilrichtungen und Communitys zusammenkommen. Influencer, die sich auf Nischen wie nachhaltige Mode, Vintage-Stil oder Genderfluidität spezialisiert haben, finden hier eine loyale Fangemeinde. Dadurch wird Instagram zu einer pluralistischen Modeplattform, auf der verschiedenste ästhetische und politische Konzepte nebeneinander existieren.

Die Plattform hat jedoch auch einen Einfluss darauf, wie Mode präsentiert wird. Der Faktor „Instagrammability“ ist von entscheidender Bedeutung. Kleidung sollte nicht nur im echten Leben gut wirken, sondern auch auf Fotos – insbesondere in quadratischen Formaten, bei optimaler Beleuchtung und mit auffälligen Details. Das hat Auswirkungen darauf, was getragen wird, aber auch darauf, wie Mode gestaltet, beworben und verkauft wird.

Außerdem hat Instagram die Geschwindigkeit in der Modebranche erhöht. Die Entstehung, globale Ausbreitung in Echtzeit und das Veralten von Trends geschehen in einem rasanten Tempo. Das Trendkarussell, das sich in dieser beschleunigten Form dreht, bringt neue Herausforderungen für Designer und Konsumenten mit sich. Für Influencer bietet sich die Möglichkeit, durch die Schnelllebigkeit immer wieder neue Narrative zu schaffen und ihre Relevanz aufrechtzuerhalten.

Die Verwertung von Einfluss: Mode im Spannungsfeld zwischen Authentizität und Werbung

Die Popularität von Mode-Influencern nimmt zu, ebenso die Kommerzialisierung. Das, was ursprünglich als kreativer Ausdruck begann, ist heute oft Bestandteil von durchdachten Marketingstrategien. Erfolgreiche Influencer nutzen Kooperationen mit Modehäusern, Affiliate-Links, bezahlte Produktplatzierungen und exklusive Launch-Events als Teil ihres Standardrepertoires. Dadurch verschwimmt die Abgrenzung zwischen individueller Stilnote und absichtsvoller Werbebotschaft.

Zahlreiche Unternehmen setzen bewusst auf Micro- und Macro-Influencer, um ihre Produkte in bestimmten Zielgruppen zu positionieren. Die Glaubwürdigkeit der Influencer, die sich aus ihrem persönlichen Stil und ihrer Beziehung zur Community speist, wird zu einem wertvollen Kapital. Ein besonders wichtiger Aspekt ist das Konzept des „Trust Marketings“: Empfehlungen werden von Konsumenten eher geglaubt, wenn sie von einer vertrauten und authentischen Quelle stammen.

Hier liegt allerdings auch ein Konfliktpotenzial. Je größer die kommerzielle Einbindung von Influencern ist, desto intensiver wird ihre Authentizität in Frage gestellt. Sponsored Posts müssen klar markiert werden, aber für viele Follower ist es schwierig zu erkennen, wie unabhängig eine Empfehlung tatsächlich ist. Daher ist Kritik an „Werbeinflation“ oder „Verkaufbarkeit“ nicht selten.

Die Glaubwürdigkeit wird ebenfalls durch die Auswahl der Kooperationspartner beeinflusst. Influencer, die nur mit nachhaltigen Marken zusammenarbeiten oder ihre Kooperationen sorgfältig auswählen, genießen oft ein höheres Ansehen als diejenigen, die wahllos Produkte bewerben. Hier tritt eine neue Art von Stilbewusstsein hervor, das sowohl ästhetische als auch ethische Aspekte umfasst.

Die Influencer selbst entwickeln zunehmend ihre eigenen Marken – das ist ein weiteres Phänomen. Immer mehr beginnen, ihre eigenen Modemarken zu gründen oder arbeiten mit bekannten Marken an limitierten Kollektionen. Diese Vorhaben demonstrieren nicht nur unternehmerische Ambitionen, sondern auch den Wandel von Influencern hin zu aktiven Mitgestaltern der Modeindustrie.

Der Stil der Generation Z und TikTok

In sehr kurzer Zeit hat TikTok sich zu einer wesentlichen Plattform für modische Selbstinszenierung und die Bildung von Trends entwickelt – vor allem unter der Generation Z. Während Instagram stark auf ästhetische Perfektion setzt, zeichnet sich TikTok durch Dynamik, Spontaneität und niedrigschwellige Kreativität aus. Die Unterschiede haben unmittelbare Auswirkungen auf die Modekultur in der App.

Oft entspringen Trends auf TikTok dem Augenblick. Ein viraler Sound, eine spezielle Pose oder eine Styling-Challenge können binnen weniger Stunden globale Beachtung finden. Persönlichkeiten wie Wisdom Kaye oder Nava Rose demonstrieren, wie die Mode durch Bewegung, Musik und individuelle Einstellung neue Gestalten annimmt. Hier ist Stil performativ – er manifestiert sich in 15-Sekunden-Videos, Transformationen oder How-to-Clips.

Die Diversität auf TikTok ist besonders hervorzuheben. Hier ist Raum für die verschiedensten Körperformen, Geschlechteridentitäten, kulturellen Hintergründe und Stilrichtungen. Während die klassischen Modekanäle oft homogen und exklusiv wirken, bietet TikTok Platz für experimentelle und inklusivere Formen von Stil. Dadurch ändert sich auch das Verständnis davon, was als „in“ oder „trendy“ gilt.

Ein weiterer Punkt ist die Schnelligkeit, mit der TikTok Trends hervorbringt und wieder beendet. Termini wie „core“-Ästhetiken (z. B. Stile wie Cottagecore, Y2K und Dark Academia entstehen auf der Plattform und etablieren neue visuelle Codes. Obwohl diese Trends oft als kurzlebig erscheinen, haben sie einen erheblichen Einfluss auf das Modekonsumverhalten und das Sortiment großer Einzelhändler – ihre Reaktion auf TikTok-Trends erfolgt heute schneller als auf herkömmliche Modesaisons.

TikTok verändert damit nicht nur den Konsum von Mode, sondern auch deren Entstehung. Der Stil der Generation Z ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Selbstinszenierung, Flexibilität und Gemeinschaftsbindung. Auf dieser Plattform sind Influencer nicht mehr nur Modeträger; sie vereinen die Rollen von Trendsettern, Kuratoren und Performern.

Mode als Teil der Identität: Im Zentrum stehen Selbstinszenierung und Diversität

In der heutigen Modewelt ist Kleidung mehr als nur funktionaler Schutz oder ein Zeichen von Eleganz – sie wird zunehmend als ein Mittel zur Bildung der eigenen Identität betrachtet. Eine Schlüsselrolle kommt Influencern zu: Sie verwenden Mode, um Persönlichkeitsmerkmale, Weltanschauungen und kulturelle Zugehörigkeiten sichtbar zu machen. Sie schaffen gleichzeitig neue Räume durch ihre Präsenz in sozialen Medien, in denen Diversität, Individualität und soziale Inklusion betont werden.

Der Übergang zu einer pluralistischen Modekultur ist offensichtlich. Influencer:innen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Körperformen, Gender-Identitäten und mit Behinderungen werden sichtbarer und gewinnen an Einfluss. Sie präsentieren Mode jenseits der herkömmlichen Schönheitsideale und inspirieren so eine große Community dazu, sich selbstbewusst und stilvoll zu zeigen – ungeachtet gesellschaftlicher Stereotypen. Oft steht dabei die politische Botschaft im Mittelpunkt: Mode wird als Akt der Selbstermächtigung und Sichtbarkeit verstanden.

Insbesondere auf Plattformen wie Instagram und TikTok sind Self-Fashioning und Self-Branding eng miteinander verbunden. Influencer wählen gezielt bestimmte Stile, Farben und Marken aus, um ein bestimmtes Image zu vermitteln. Dieses Image spiegelt die eigene Identität wider und stellt ein bewusstes Act der Selbstdarstellung dar. Sei es Androgynie, Gender-Fluidität, Cultural Heritage oder queerer Stil – all diese Formen des Ausdrucks haben ihren Platz in der digitalen Modeöffentlichkeit.

Mode wird in dieser Dynamik zur Bühne für gesellschaftliche Diskurse. Influencer thematisieren, debattieren und beziehen in ihre Entscheidungen zum Stil Aspekte wie Body Positivity, kulturelle Aneignung oder Inklusivität mit ein. Dadurch erhält Mode nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine soziale und politische Dimension. Sie schafft neue Vorbilder, reflektiert Haltungen und gibt marginalisierten Gruppen eine Stimme.

Marken, die sich dieser Entwicklung entziehen, stehen zunehmend unter Druck. Kunden verlangen nach Repräsentation, Authentizität und einer eindeutigen Position zu gesellschaftlichen Fragestellungen. In diesem Zusammenhang wirken Influencer wie Katalysatoren für Wandel: Sie bringen ans Licht, was lange Zeit unbeachtet blieb, und verdeutlichen, dass Stil nicht genormt, sondern individuell, vielfältig und ausdrucksvoll sein kann.

 

Zwischen Rasanz und Nachhaltigkeit: Die Wirkung auf Konsumverhalten

Ein bedeutendes Spannungsfeld, das durch den Einfluss von Mode-Influencern sichtbar wird, befindet sich zwischen Schnelllebigkeit und Nachhaltigkeit. Einerseits treiben Influencer durch regelmäßige Outfit-Posts und Trend-Inhalte einen schnellen Modezyklus voran. Auf der anderen Seite legen immer mehr von ihnen Wert auf ökologische und ethische Aspekte – und beeinflussen so das wachsende kritische Konsumverhalten innerhalb ihrer Community.

Die Modebranche gehört zu den Industrien, die weltweit am meisten Ressourcen verbrauchen. Der durch soziale Medien angeheizte „Need for Newness“ verschärft diese Problematik: Tägliche neue Looks, Hauls und Kollektionsempfehlungen treiben einen Überkonsum an, der im Widerspruch zu nachhaltigen Prinzipien steht. Influencer nehmen hier eine ambivalente Rolle ein: Einerseits gelten sie als Trendbeschleuniger, andererseits auch als potenzielle Vermittler von Veränderung.

Eine bewusste Content-Strategie ist die Reaktion vieler Influencer auf diese Kritik. Die Bedeutung von Slow Fashion, Secondhand-Outfits, Upcycling-Ideen und der gezielten Zusammenarbeit mit nachhaltigen Labels nimmt zu. Inhalte, die den Kleidungsstücken eine Geschichte verleihen, das Recycling thematisieren oder zu einer minimalistischen Garderobengestaltung anregen, werden immer gefragter. Auch der Verzicht auf überflüssige PR-Sendungen und ein transparenter Umgang mit Fehlentwicklungen in der Branche fördern die Glaubwürdigkeit.

Formate wie „10×1 Challenges“ (zehn Outfits mit einem Kleidungsstück) oder „No Buy Months“ etablieren sich plattformübergreifend, bei denen Influencer ihre Community zur Reflexion über den eigenen Konsum anregen. Diese Formate verdeutlichen, dass Stil und Nachhaltigkeit vereinbar sind – es bedarf nur eines Umdenkens. Es ist nicht mehr wichtig, fortlaufend neue Sachen zu zeigen. Stattdessen geht es darum, die bereits vorhandene Kleidung kreativ darzustellen und ihr eine Bedeutung zu verleihen.

Auch die Verbindung zwischen Marken und Influencern wandelt sich. Immer mehr prominente Persönlichkeiten setzen sich für Labels ein, die transparent agieren, faire Löhne zahlen und auf ökologische Materialien setzen. Diese Partnerschaften fördern nicht nur ein neues Konsumbewusstsein, sondern schaffen auch wirtschaftliche Anreize für nachhaltigere Produktionsweisen.

Influencer als Designer: Die neue Position zwischen Stil und Geschäftswesen

Die Transformation der Modebranche wird deutlich durch den Wandel von Influencern zu Modedesignern. Eine wachsende Zahl von digitalen Persönlichkeiten übernimmt die Rolle kreativer Unternehmer und verlässt die rein Empfehlungsfunktion. Sie gründen ihre eigenen Modelabels, entwerfen limitierte Kollektionen oder arbeiten als Co-Creators mit renommierten Marken zusammen. Diese Entwicklung lässt nicht nur das Bild des Influencers einen Wandel erfahren, sondern verändert auch die Abläufe der Modeproduktion.

Influencer bringen eine besondere Expertise mit: Sie kennen die Vorlieben ihrer Zielgruppen, verstehen die Mechanismen von Reichweite und Engagement und haben ein Gespür für visuelle Trends. Ihr Vorteil besteht in der direkten Kommunikation mit ihrer Community, was eine besonders präzise Ausrichtung der Produkte ermöglicht. Das Ergebnis sind häufig Kollektionen, die sowohl modisch als auch markenstrategisch genau ins Schwarze treffen.

Capsule Collections, bei denen Influencer in Zusammenarbeit mit einer Marke eine limitierte Auswahl an Kleidungsstücken kreieren, sind ein prägnantes Beispiel. Die Exklusivität dieser Produkte führt zu einer hohen Nachfrage und verstärkt das Markenprofil auf beiden Seiten. Die Co-Brandings vereinen das kreative Potenzial der Influencer mit den Produktionsressourcen der Unternehmen – ein Modell, das immer mehr Verbreitung findet.

Außerdem werden Influencer zu unabhängigen Designern. Sie etablieren eigene Marken mit einem spezifischen Stil, bestimmten Werten und definierten Zielgruppen. Ob Streetwear, nachhaltige Mode oder High-End-Looks – Influencer verwenden ihre Plattformen, um ein modisches Narrativ zu präsentieren, das sich durch ihr Label zieht. Sie tragen dabei nicht nur Verantwortung für die Gestaltung, sondern auch für wirtschaftliche Risiken.

Auch das Verhältnis zur traditionellen Modewelt wird durch diese Entwicklung verändert. Modehäuser, die in der Vergangenheit vor allem auf Prominenz und Tradition setzten, stehen neuen Konkurrenten gegenüber, die digitale Nähe, Flexibilität und Community-Bindung bieten. Die Rolle des Designers erweitert sich: Neben der technischen Expertise sind nun auch mediale Präsenz, Storytelling und soziale Resonanz von Bedeutung.

Die stilistische Zukunft: Algorithmen, virtuelle Mode und neue Realitäten

Technologische Entwicklungen werden die Zukunft des Stils entscheidend prägen – ein Trend, an dem Influencer aktiv mitwirken. Virtuelle Kleidung, digitale Tools, KI-generierte Outfits und algorithmisch kuratierte Feeds bieten völlig neue Möglichkeiten zur Inszenierung von Mode. In diesem Zusammenhang verschwimmen die Grenzen zwischen physischer und digitaler Realität immer mehr.

Ein wichtiges Gebiet ist die sogenannte Virtual Fashion. Digitale Kleidungsstücke, die lediglich auf Fotos oder in Videos „getragen“ werden, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie erlauben kreative Looks, ohne physische Ressourcen zu verbrauchen – ein interessanter Aspekt der Nachhaltigkeit. Influencer-Kooperationen zur Bewerbung virtueller Mode werden bereits von Plattformen wie DressX oder The Fabricant genutzt. Diese Pieces weisen oft einen futuristischen und extravaganten Charakter auf und sind auf die Ästhetik digitaler Räume abgestimmt.

Auch die Bedeutung von Augmented Reality (AR) wächst. Kleidungsstücke projizierende Filter, virtuelle Anproben oder begehbare 3D-Fashion-Shows verändern die Art und Weise, wie Mode erlebt wird. Als Schnittstelle zwischen Publikum und Technologie agieren Influencer, indem sie diese Neuerungen sichtbar, verständlich und nutzbar machen.

Außerdem haben Algorithmen einen Einfluss darauf, was als stilvoll angesehen wird. Content auf Plattformen wie Instagram oder TikTok wird stark durch algorithmische Empfehlungen sichtbar. Die visuelle Kultur des digitalen Raums wird entscheidend von Influencern geprägt, die Trends frühzeitig erkennen und algorithmuskonformen Content erstellen. Gleichzeitig ist zu fragen, inwieweit technische Strukturen Einfluss auf Kreativität und Stil nehmen – oder sie sogar einschränken.

Die Entwicklung von Avataren und Metaverse-Identitäten stellt einen weiteren Aspekt der Zukunft dar. Influencer kreieren virtuelle Abbilder ihrer selbst oder gestalten völlig neue Charaktere, die im digitalen Raum als Stil-Ikonen fungieren. Diese Avatare präsentieren virtuelle Kollektionen, treten mit Communitys in Kontakt und kreieren neue Arten der Stilwahrnehmung – unabhängig von physischen Einschränkungen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Zukunft des Stils ist hybrid, technologieorientiert und empfänglich für neue Darstellungsweisen. In dieser Entwicklung werden Influencer zentrale Rollen als Pioniere, Mediatoren und Gestalter eines Modeverständnisses einnehmen, das über klassische Kategorien hinausgeht.

Recommended Posts

nachhaltige_frische_marken
Nachhaltige Marken

Stilvoll bewusst: Frische Marken für nachhaltige Mode

Das Thema Nachhaltigkeit ist schon lange kein Nischenthema mehr, sondern hat sich zu einem zentralen Element der Modebranche entwickelt. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher legen Wert darauf, wie Kleidung produziert wird, welche Materialien verwendet werden und welche Werte eine Marke vertritt. Der Wandel in der Modeindustrie ist nicht nur eine Antwort auf die Nachfrage nach […]

Poldi Haas 
stilvolle_persnlichkeitsaccessoires
Accessoires

Accessoires, die deinem Stil Persönlichkeit verleihen

Mode umfasst weit mehr als nur die Entscheidung für bestimmte Kleidungsstücke, Farben oder Designs. Sie spiegelt die eigenen Vorlieben wider, ist ein Ausdruck der individuellen Persönlichkeit und dient Menschen dazu, bewusst oder unbewusst Nachrichten zu senden. In diesem Zusammenhang kommen Accessoires eine besondere Bedeutung zu. Es sind oft diese Einzelheiten, die einen Look einzigartig machen, […]

Poldi Haas 
entdecke_signaturenlook_stilisieren
Influencer & Modetrends

Style Up: Entdecke deinen Signature-Look

Mode umfasst weit mehr als die Entscheidung für ein Alltagsoutfit. Sie verkörpert Individualität, dient der Kommunikation und bietet einen kreativen Weg zur Selbstinszenierung. Im Social-Media-Zeitalter, in dem Trends schneller entstehen und verschwinden als je zuvor, suchen immer mehr Menschen nach einem einzigartigen Stil, der unabhängig von kurzlebigen Hypes ist. Der als Signature-Look bezeichnete Stil ist […]

Poldi Haas